El Crimen del Padre Amaro

Carlos Carrera | 2002 | 118 Min. | ES/de
13.04.2023 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Padre Amaro ist ein junger mexikanischer Priester, der sich mit unterschiedlichen kirchlichen Lagern, Widerstandsbewegung und Drogenmafia, Idealismus, Karrierestreben und Korruption konfrontiert sieht und – als wäre das nicht schon genug – allmählich den Reizen der schönen Amelia verfällt. Der Film, der 2002 in die mexikanischen Kinos kam, sorgte für hitzige Debatten. Delia González de Reufels, Professorin für die Geschichte Lateinamerikas an der Universität Bremen, greift diese auf und führt in den Film ein.

Als Carlos Carrera 2002 «El Crimen del Padre Amaro» ins Kino brachte, reagierte die römisch-katholische Kirche harsch. Carrera siedelte seinen Film im zeitgenössischen Mexiko an. Die Romanvorlage, auf der sich bezog, stammt aus dem Jahr 1875. Der Roman «O Crime do Padre Amaro» des portugiesischen Schriftstellers Eça de Queiroz schildert, wie der 127 Jahre später erschienene Film von Carrera, eine Dreiecksbeziehung zwischen der schönen Amelia, einem liberalen Kirchenkritiker und dem jungen Priester Amaro. Buch wie Film behandeln die Korrumpierung des römisch-katholischen Klerus, heimliche Priesterliebschaften, Schwangerschaft und deren Vertuschung. Bei Carrera kommt eine politische Dimension hinzu: Hier ist die katholische Kirche gespalten zwischen einem kapitalistischen und einem sozialrevolutionären Flügel. Während die Kirchenhierarchie mit der mexikanischen Drogenmafia zusammenarbeitet, scheint der Pfarrer, der sich um die arme Landbevölkerung kümmert, Waffenlieferungen für die sozialistische Guerilla zu organisieren.

Die mexikanische Bischofskonferenz wertete den Film als Beleidigung des Katholizismus. Sie warnte die Schar der Gläubigen davor, sich den Film anzuschauen: Wer das trotzdem tue, begehe eine Sünde. Eine katholisch-konservative Splittergruppe drohte damit, Kinos, die den Film zeigen würden, in die Luft zu sprengen. Verwandte und Bekannte des Regisseurs distanzierten sich öffentlich von ihm. Auch die Schauspielerin Ana Claudia Talancón berichtete in Medieninterviews von Verunglimpfungen, die sie nach der Premiere erlebte. Die öffentliche Kritik und Verlautbarungen der Kirche verhinderten allerdings nicht, dass die Menschen massenhaft ins Kino strömten. «Padre Amaro» lief in über 350 mexikanischen Kinos. Dass der Film in unzensierter Fassung gezeigt werden konnte, wurde von liberalen Beobachter:innen als Zeichen für ein fortschrittliches Mexiko gewertet, in dem die Verzahnung von Kirche und Staat allmählich aufgelöst wird.

Delia González de Reufels, Professorin für die Geschichte Lateinamerikas an der Universität Bremen, führt in die Debatten um «El Crimen del Padre Amaro» ein. Sie hat sich in ihrer Forschung intensiv mit der mexikanischen Geschichte auseinandergesetzt und ist eine ausgewiesene Expertin für das Verhältnis von Geschichtsschreibung und Film.