Züri brännt

Videoladen Zürich | 1980 | 100 Min. | DE
21.12.2017 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20:00 Uhr

Strassenschlachten, Nacktdemonstrationen, gelebte Autonomie. Die Achtzigerjahre Bewegung erschütterte das Establishment und forderte Leben, Raum, Geld und zwar subito. Das hatte die Schweiz vorher noch nie gesehen und veränderte Zürich tiefgreifend. Eingefangen wurde das Ganze vom Videoladen Zürich – einer aus dem Publizistischen und Soziologischen Institut entstandenen Gruppe, die 100 Stunden Bildmaterial zu einem mitreissenden Videopamphlet zusammenschnitt. Eine Mischung aus Dokumentation, Satire und Musik in einer schäbigen, schwarz-weissen Punk-Ästhetik. Sogar die alte Tante an der Falkenstrasse fand einige lobende Worte dafür.

Schon während der Aufnahmen gab es Schwierigkeiten. Die Vorführung der Aufnahmen – ursprünglich für Forschungszwecke gedreht – wurde vom Erziehungsdirektor verboten, kurz nachdem ein neunminütiger Ausschnitt an der Vollversammlung der Bewegung gezeigt wurde. Das Verbot hatte aber bloss die Wirkung, dass sich viele Studierende mit der Achtzigerbewegung solidarisierten. Und nicht zu vergessen: der umstrittene Auftritt von «Herr und Frau Müller» im Staatsfernsehens, der bis heute als Lehrstück der Kommunikationsguerilla gilt.

Zusammen mit dem Basler Historiker Dominique Rudin zeigt «royalscandalcinema» ein radikal subjektives Zeitzeugnis, das nicht erklären will, sondern einfach nur sagt, wie es ist.

1980 döste Zürich bieder und brav vor sich hin. Das Nachtleben wurde knapp geduldet, war quasi tot, bis einige Bewegte alte Industriegebäude wie die Rote Fabrik besetzen und autonome Kulturzentren gründeten. Kulturgelder waren bloss für die elitären Betriebe wie das Opernhaus vorhanden, das für über 60 Millionen Franken saniert werden sollte. Während den Bauarbeiten wollte der Stadtrat die Stücke ausgerechnet in der Roten Fabrik aufführen. Als die Zürcher Jugend im Mai dagegen protestieren wollte, wurde sie von der Polizei rabiat vertrieben. Das Resultat: die Opernhauskrawalle. Die heftigsten Unruhen, die Zürich je erlebt hatte, und der Auftakt eines heissen Sommers voller politischen Aktionen.

AFTER-SCREENING-KONZERT: DAS PFERD

«royalscandalcinema» frönt mal wieder dem Punk. Nach den Berliner Riot-Grrrrls von «Respect my fist» und «Baise-moi» laden wir die beiden Beppis von «Das Pferd» zu «Züri brännt» ein. Passt! Das Pferd liefert den Soundtrack zur gnadenlosen Party-Wut der heutigen Steineschmeisser. Punk ist tot und das Pferd tanzt auf seinem Grab. Achtung Verletzungsgefahr!