Ken Russell | 1971 | 117 Min. | EN/en
02.12.2022 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 19:00 Uhr
Am 1. und 2. Dezember feiert «royalscandalcinema» sein achtjähriges Bestehen mit einem diabolischen Doppelabend, zusammen mit Voodoo Rhythm Records, zwei Filmen und zwei Konzerten. Am Freitag Filmvorführung mit Ken Russels «The Devils», gefolgt von Konzerten der italienischen Rock’n’Roll Chainsaw Massacre Guitar Hi Speed Trash Power Drums Band «The Devils» und dem hochwürdigen «Reverend Beat-Man».
Ken Russell verarbeitet in «The Devils» Aldous Huxleys Roman «The Devils of Loudun» bzw. John Whitings Bühnenstück desselben Namens, die sich wiederum an den historischen Ereignissen im französischen Loudun des 17. Jahrhunderts orientieren: Konfessionskonflikte, Spionage, Intrigen, Massenpsychose, Massenhysterie, Inquisition, Exorzismen, Orgien, zweckentfremdete Kruzifixe, opulente Bildsprache und grossartige Filmarchitektur. Als der Film an den Internationalen Filmfestspielen von Venedig aufgeführt wurde, hatte das nicht bloss eine Verurteilung durch den Vatikan, sondern auch die Forderung nach dem Rücktritt des Festivaldirektors zur Folge.
Im Frankreich des 17. Jahrhundert während der Regentschaft von König Louis XIII ist Kardinal Richelieu daran, seine Herrschaft als graue Eminenz Frankreichs aufzubauen. Der Widerstandsgeist der Städte ist ihm ein Dorn im Auge. Zudem befürchtet er weitere Konflikte mit den Protestanten. Um zu verhindern, dass sich diese in den Städten verschanzen können, überzeugt er den König, die Befestigungsanlagen der französischen Städte zu schleifen. Urbain Grandier, katholischer Priester von Loudun stemmt sich dagegen. Er verteidigt die Rechte der Städte und verweist auf eine alte Vereinbarung zwischen der Krone und Loudun. Richelieu sieht in Grandier einen Querulanten, der ausgeschaltet werden muss.
Grandier ist ein Priester von zweifelhaftem Ruf, dem Alkohol und den Frauen zugetan. Die Einwohnerschaft von Loudun hält aber zu ihm – und unterstützt ihn in seinem Widerstand. Unerwartete Hilfe kommt von Schwester Jeanne des Anges, der Äbtissin eines Ursulinenklosters. Jeanne ist in Grandier verliebt und hadert mit dessen heimlicher Hochzeit. Sie berichtet dem Beichtvater von Grandiers Sünden und steigert sich in rigoroser werdende Anklagen. Der Beichtvater wiederum, mit Richelieu und den Belagerern paktierend, nimmt Jeannes Aussagen zum Anlass, Grandier wegen Hexerei zu bezichtigen. Die Inquisition wird herbeigezogen. Das Drama nimmt seinen Lauf.
Die explizite Darstellung von Gewalt und Sexualität sorgte für Kontroversen. Die Filmbüros und Zensurbehörden diverser Länder forderten die Entfernung einzelner Szenen. So existier der Film in unterschiedlichen Schnittfassungen. Unmut erregte insbesondere eine Orgienszene in welcher die Nonnen des Ursulinenklosters ein mannshohes Kruzifix von der Wand holen, um sich damit zu befriedigen. Die sogenannte «Rape of Christ»-Szene galt lange als verschollen. Der britische Filmhistoriker und Filmkritiker Mark Kermode entdeckte 2002 verlorengegangenes Filmmaterial und veröffentlichte sie in seiner filmhistorischen Dokumentation «Hell on Earth». Im Rahmen von «royalscandalcinema» wird eine restaurierte Fassung mit besagte Szene gezeigt. Einführung durch Marcus Stiglegger, Privatdozent für Filmwissenschaft an der Universität Mainz. Mit seiner «Seduktionstheorie» hat er die Sichtweise von Film als Ritual und Verführung massgeblich geprägt. Ein idealer Ansatz sowohl für «Diabeł» als auch für «The Devils».
Im Anschluss an den Film feiern wir acht Jahre «royalscandalcinema» in Kooperation mit dem Musiklabel «Voodoo Rhythm Records», dem italienischen Duo «The Devils», dem legendären «Reverend Beat-Man» und Visuals durch den Andi Hofmann, den King of Trash.
Zeitplan:
19:00 Uhr Türöffnung und Bar
19:30 Uhr Referat und Film
22:00 Uhr Türöffnung Konzerte
22:30 Uhr Start Konzerte
Tickets und Preise:
Filme: Kollekte
Konzert: 15.00 CHF | Vorverkauf unter Petzitickets