Teorema

Pier Paolo Pasolini | 1968 | 98 Min. | IT/de | ab 16 Jahren
11.02.2016 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Für Pasolini war es ein bekanntes Szenario: Kaum hatte der Vatikan reklamiert, entzog ihm das katholische Filmbüro den in Venedig verliehenen Preis für Teorema wieder. Kurz darauf wurde der Film in Italien mit der Begründung der «Obszönität» verboten. Ob sich dies auf die wenigen homoerotischen Gesten im Film bezog, war aber nicht so sicher. Denn der Film richtet sich laut Pasolini gegen die bürgerlich-neokapitalistische Herrschaft, welche die Menschen von sich selbst entfremde und der jeglicher Sinn für das Heilige verloren gegangen sei.

Obwohl Pasolini erreichte, dass das Verbot wieder aufgehoben wurde, blieb Teorema ein cineastisches Kleinod, dessen Genuss nur wenigen Kennern vergönnt war. Denn seine Kritik an der Konsumwelt packte Pasolini in ein abstraktes, sperriges Filmgleichnis, das sich für die grossen Kinosäle wenig eignete. Doch die Leitfrage des Films ist heute mindestens so aktuell, wie zur dessen Veröffentlichung: «Wenn Jesus heutzutage erscheinen würde, würde er als Vertreter Gottes erkannt und verehrt?»

Diesen und weiteren Fragen stellt sich «royalscandalcinema» und freut sich dabei auf den Religionswissenschaftler Baldassare Scolari, einen ausgewiesenen Kenner des politischen und religiösen Diskurses in Italien. Nach der Aufführung besteht an der Bar die Möglichkeit zur Diskussion.

Eine Mailänder Fabrikantenfamilie kriegt 1968 unerwarteten Besuch eines göttlichen jungen Mannes, der durch die Villa schlendert und Gedichte liest. Ein Familienmitglied nach dem anderen verfällt seinem natürlichen und sinnlichen Wesen. Als der Gast plötzlich verschwindet, hinterlässt er in der Familie eine irritierende Leere. Alle erkennen, dass ihr bürgerliches Leben sinnlos, irreal war und versuchen dies nun auf unterschiedlichste Weise zu kompensieren.