Paul Verhoeven | 1997 | 129 Min. | EN/de
04.04.2019 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr
«royalscandalcinema» zeigt am 4. April 2019 im Kulturlokal Royal Baden den amerikanischen Military Science Fiction Film «Starship Troopers» des holländischen Regisseurs Paul Verhoeven. Einführen wird den Film der Filmwissenschaftler Simon Spiegel von der Universität Zürich.
Die Handlung könnte nicht banaler sein: Im 23. Jahrhundert breitet sich die Menschheit im Weltraum aus und kolonisiert immer weitere Planeten. Böse arachnoide Aliens (schlicht als «Bugs» bezeichnet) greifen ohne Vorwarnung menschliche Aussenposten an. Hauptdarsteller Johnny Rico tritt nach Schulabschluss zusammen mit Schulfreund*innen den Streitkräften der Erde bei. Rico endet bei der Mobilen Infanterie, seine Freundin Carmen Ibanez wird Raumschiff-Pilotin und ihr gemeinsamer Freund Carl Jenkins landet beim Geheimdienst. Ein von den Aliens beeinflusster Asteroiden wird als Waffe zum direkten Angriff auf die Erde verwendet. Buenos Aires, die Heimatstadt der Protagonist*Innen, wird ausgelöscht, Millionen Menschen sterben beim Angriff. Die Menschen schlagen mit aller militärischen Macht zurück und greifen den Heimatplaneten der Aliens an. Der Angriff wird zum Desaster, Carmen wird abgeschossen und die Freunde eilen zu ihrer Rettung. Der Geheimdienst der Erde identifiziert einen Alien-Mastermind, den «Brain-Bug», der gefangen genommen werden soll. Für die Streitkräfte der Erde gibt es kein Zurück, alles wird diesem Ziel untergeordnet.
Die ersten Kritiken des Filmes waren teils vernichtend. Durch das Verwenden naziähnlicher Symbolik und Uniformen wurde dem Regisseur «Verherrlichung des Nationalsozialismus» vorgeworfen. Der Film wurde in Deutschland 1999 wegen Gewaltdarstellung und pro-militaristischer Darstellungen indiziert, im Fernsehen wurde nur eine geschnittene Fassung gezeigt. Die Indizierung wurde erst 2017 aufgehoben. Nach eigener Aussage beabsichtigte der Regisseur Paul Verhoeven mit dem Film eine militär- und faschismuskritische Satire, die einen gewaltorientierten Hurra-Patriotismus kritisieren sollte. Krieg mache aus uns allen Faschisten, meinte Verhoeven im Kommentar zur DVD. Der Kritiker Calum Marsh deutete den Film in einem Review des amerikanischen Magazins «The Atlantic» ebenfalls als Satire und sprach ihm ein hohes kritisches Potenzial zu: «Starship Troopers [is] one of the most misunderstood movies ever. [They] had missed the point. Starship Troopers is satire, a ruthlessly funny and keenly self-aware sendup of right-wing militarism»
In seinem einführenden Referat wird der Filmwissenschaftler Simon Spiegel den Film und seine Kritik einordnen. Spiegel ist habilitierter Filmwissenschaftler an den Universitäten Zürich und Bamberg und arbeitet als freiberuflicher Filmjournalist und Filmkritiker. Durch seine Forschungs- und Lehrinteressen, die unter anderem dem politisch-aktivistischen Dokumentarfilm, der Phantastik, dem Science-Fiction-Film und dem Werk Stanley Kubricks gelten, ist er bestens gerüstet, die Skandalisierung von Starship Troopers zu kontextualisieren.