Oliver Stone | 1994 | 114 Min. | EN/de | ab 18 Jahren
15.09.2016 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr
Nicht selten dienen kriminelle Filmcharaktere als Vorbilder für tatsächliche Verbrechen. Bei Oliver Stones mörderischen Liebespaar Mickey und Mallory war dies fünfzehnmal der Fall. Oberflächlich betrachtet ist dies auch nicht besonders erstaunlich. Entfacht Natural Born Killers doch einen blutigen Bildersturm, der einen mit seinen Serienmorden im Videoclipstil regelrecht in den Bann zieht. Doch mit Ausnahme von ein paar aussichtslosen Prozessen, einigen wütenden Leitartikeln und zwei, drei unbedeutenden Vorführverbote kamen Regisseur und Produzenten ziemlich schadlos aus dieser Affäre heraus.
Und dies nicht zu unrecht. Richtet sich Oliver Stones Film doch genau gegen den medialen Zerrspiegel von Skandalen und Gewalt, der ihm vorgeworfen wurde. In seiner Mediensatire – eine Adaption eines alten Tarantino-Drehbuchs – kritisiert er die Tendenz des Fernsehens, immer noch einen Schritt weiterzugehen, um das Publikum ja nicht zu langweilen. Natural Born Killers bekämpft Mediengewalt mit Mediengewalt und stellt seinen Zuschauern die Frage, wie weit sie in diesem voyeuristischen Spiel gehen wollen.
Zusammen mit der Kultur- und Medienwissenschaftlerin Nina Schimmel klärt «royalscandalcinema» ab, ob diese Frage mitten in den hypnotischen Bildern vielleicht doch untergegangen ist.
Heiss verliebt und kaltblütig mordend ziehen Mickey und Mallory (Woody Harrelson, Juliette Lewis) eine Blutspur quer durch Amerika, stets auf der Flucht vor der Polizei. 52 Tote pflastern ihren Weg, doch das scheint noch lange nicht genug. Ihnen dicht auf den Fersen ist auch ein ständig wachsender Medientross, auf der Jagd nach der nächsten Sensation. Und mit jeder Mordsstory wächst der zwielichtige Ruhm der beiden Star-Killer ein wenig mehr.