Andrzej Żuławski | 1972 | 119 Min. | PL/en
01.12.2022 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr
Am 1. und 2. Dezember feiert «royalscandalcinema» sein achtjähriges Bestehen mit einem diabolischen Doppelabend, zusammen mit Voodoo Rhythm Records, zwei Filmen und zwei Konzerten. Am Donnerstag reguläre Filmvorführung mit Andrzej Żuławskis «Diabeł» und einer Einführung durch Marcus Stiglegger, dem Rockstar der deutschsprachigen Filmwissenschaft.
Am Donnerstag, 1. Dezember 2022, zeigt «royalscandalcinema» Andrzej Żuławskis selten gezeigten Film «Diabeł». Der Film wurde 1972 im kommunistischen Polen produziert. Angesiedelt ist er im 18. Jahrhundert, als Polen von preussischen Truppen besetzt war. Eine Szenerie, die es Żuławski erlaubte, die Einflussnahme der Sowjetunion auf das kommunistischen Polen seiner Zeit unter dem Deckmantel eines Historienfilms subversiv zu kritisieren.
Wobei der historische Kontext der Produktion wichtig ist: Nach 1968 hat die Führung der Sowjetunion die Schrauben in Polen, Tschechien und den baltischen Ländern wieder fester angezogen. Die Figur des Unbenannten, der vermeintliche Teufel, mäandriert zwischen Verführer und Aufrührer. Freiheit liegt im Widerstand gegen die herrschende Ordnung. Realpolitisch im Widerstand gegen die Besatzungsmacht. Religiös in Abgrenzung vom Gottesgnadentum. Preussen als Parabel für die Sowjetunion. Polen als geschundenes Land. Filmisch in Szene gesetzt mit verwüsteten Landschaften. Jakub, der polnische Protagonist, als Umherirrender in einem Film, der Phantasma und Delirium zugleich ist.
Żuławskis «Diabeł» stiess sowohl beim kommunistischen Regime als auch bei der römisch-katholischen Kirche auf Widerstand. Die polnischen Zensurbehörden liessen den Film verbieten. Die kommunistische Partei stattete Żuławski mit einem Ausreisevisum aus – versehen mit der Aufforderung, das Land zu verlassen. Żuławski emigrierte nach Frankreich und filmte dort «L’Important, c’est d’aimer» («Nachtblende») mit Romy Schneider. Ein Film, der international so erfolgreich war, dass das kommunistische Regime von Polen Żuławski wieder einreisen liess und ihm ermöglichte, seinen nächsten Film – «Der silberne Planet» – zu drehen. Ein Werk, das wiederum für Furore sorgte und Żuławski definitiv emigrieren liess. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Einführung durch Marcus Stiglegger, Privatdozent für Filmwissenschaft an der Universität Mainz. Stiglegger hat sich intensiv mit Żuławskis Werk auseinandergesetzt. Mit seiner «Seduktionstheorie» hat er die Sichtweise von Film als Ritual und Verführung massgeblich geprägt. Ein idealer Ansatz sowohl für «Diabeł» als auch für «The Devils».