Africa Addio

Gualtiero Jacopetti / Franco Prosperi | 1966 | 132 Min. | IT/de | ab 18 Jahren
02.03.2017 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr

Für ihre zynischen Filmcollagen mit Sensationen, Kuriositäten und Barbarei aus aller Welt wurden Jacopetti und Prosperi gefeiert. Doch für «Africa Addio», einen Film über einen Kontinent im kriegerischen Umbruch steckten die beiden viel Kritik und Anfeindungen ein. In Italien wurden Regisseur und Filmcrew beschuldigt mit Söldnertruppen zusammengearbeitet und ein Erschießungskommando an einen kameratechnisch günstigen Ort dirigiert zu haben. Eine Anklage wegen Beihilfe zur vorsätzlichen Tötung wurde vom Gericht jedoch abgewiesen.

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Noch höhere Wellen schlug der Film in der Schweiz und in Deutschland, wo Studenten, Intellektuelle und Kirchenvertreter den Film als rassistische Propaganda anprangerten. Während Schwarze als brüllende Wilde dargestellt würden, würden Weisse stets als Edelmenschen präsentiert, ohne die Afrika dem Untergang geweiht wäre. Ebenso würden die missglückte Kolonialpolitik und die Gräueltaten der Engländer totgeschwiegen und positive Beispiele afrikanischer Unabhängigkeit einfach ignoriert. Quasi als Beweis, dass sich auch Weisse unzivilisiert benehmen können, wurden während Studentenkundgebungen im West-Berlin mehrere Kinos zerstört, worauf der Film aus dem Verleih genommen wurde.

Zusammen mit den Filmwissenschaftlern Wolfgang Fuhrmann und Matthias Uhlmann, nimmt sich «royalscandalcinema» diesem cineastischen Zeitzeugnis an, dem die deutsche Filmbewertungsstelle wegen des seltenen dokumentarischen Materials trotz allem das Prädikat «wertvoll» verlieh.

Es herrscht Chaos in Ostafrika, als die Briten ihre Kolonien anfangs 1960er Jahre verlassen. Kenia kommt nach den Mau-Mau-Aufständen nicht zur Ruhe, in Sansibar werden tausende Araber brutal niedergemetzelt und auch im Kongo häufen sich die Gräueltaten. Und mittendrin hält ein Filmteam die Kamera immer voll drauf, um die Grausamkeiten für die europäische Heimat schonungslos festzuhalten. Zum Glück können sie sich zwischendurch im Apartheid-Regime von Südafrika erholen. Aber das ist ja nicht Afrika. Noch nicht…