Sergei Eisenstein | 1925 | 75 Min. | RU/de
02.05.2019 | Kulturbetrieb Royal, Bahnhofstrasse 39, 5400 Baden | 20.00 Uhr
«royalscandalcinema» zeigt am 2. Mai 2019 im Kulturlokal Royal Baden den sowjetischen Stummfilmklassiker «Bronenosec Potjomkin» (Panzerkreuzer Potemkin) von Sergei Eisenstein. Der Film wird eingeführt durch den Historiker Kai Nowak (Universität Leipzig).
Die Szenerie bewegt sich in vager Anlehnung an die revolutionären Ereignisse in Russland im Jahre 1905: Arbeiteraufstände erschüttern das Land. Auch in der zaristischen Armee herrscht Unzufriedenheit. Die Matrosen auf dem Panzerkreuzer Potjomkin bekommen faules Fleisch zum Essen vorgesetzt, was sie verweigern. Der Kapitän möchte ein Exempel statuieren und befiehlt, einige Matrosen zu erschiessen. Es kommt zur Meuterei, was zu Toten auf beiden Seiten führt, darunter einer der Wortführer der meuternden Matrosen, Wakulintschuk. Dessen Leiche wird in Odessa aufgebahrt. Die Bevölkerung solidarisiert sich mit den erfolgreichen Meuterern und spendet Lebensmittel. Die zaristischen Truppen beginnen auf die Menschenmenge zu schiessen. Es kommt zu einer Massenpanik und Tote. Die Matrosen des Panzerkreuzers Potjomkin müssen sich nun entscheiden: Sich dem Kampf stellen oder kapitulieren?
Der Film machte den sowjetischen Film und den Regisseur Eisenstein weltbekannt. Innovative Schnitt- und Montagetechniken schockierten und begeisterten zugleich Publikum wie Filmschaffende. Inhaltlich wurde der Film von bürgerlichen Parteien und Regierungen als kommunistische Propaganda scharf kritisiert. 1926 sollte der Film in den Kinos der Weimarer Republik anlaufen. In vorauseilendem Gehorsam nahm der Verleiher Prometheus Film diverse Kürzungen vor. Diese reichten den politischen Behörden allerdings nicht. Die Aufführung des Filmes wurde zunächst verboten, da «der Film geeignet sei, die öffentliche Ordnung und Sicherheit dauernd zu gefährden». Nach Interventionen von Politikern, die sich für die Freiheit der Kunst aussprachen, verlangte das Justiz- und Reichswehrministerium, dass immerhin all jene Szenen gestrichen würden, in denen Matrosen Offiziere von Bord warfen. Auch die zentrale Szene eines Angriffs der zaristischen Truppen auf die Zivilbevölkerung sollte stärker geschnitten werden. In dieser weiter gekürzten Version kam der Film schliesslich in die Kinos. Der bildgewaltige Stummfilm wurde innert kürzester Zeit zum Kassenerfolg.
Eingeführt wird der Film und dessen Skandalisierung durch den Historiker Kai Nowak. Mit seiner Doktorarbeit zu «Projektionen der Moral: Filmskandale in der Weimarer Republik» hat er das Standardwerk Skandalisierungsprozessen um Filme während der Zwischenkriegszeit in Deutschland vorgelegt. Nowak ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Deutsche und Europäische Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts an der Universität Leipzig. Davor hat er als Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg «Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart» gearbeitet.